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Usedomer Musikfestival präsentiert die musikalischen Schätze Estlands

Das Usedomer Musikfestival ist seit 1994 einer der kulturellen Höhepunkte im gesamten Ostseeraum. Jedes Jahr rückt das ländervereinende Festival einen anderen Ostsee-Anrainerstaat ins Rampenlicht und präsentiert mit hochkarätigen Künstler*innen die musikalischen Schätze des Landes. Das diesjährige Usedomer Musikfestival stand im Zeichen Estlands. Der junge estnische Violinist Hans Christian Aavik wurde mit dem Usedomer Musikpreis 2022 geehrt.

Das Podium der Ostsee

Alljährlich im Herbst wird die binationale Ostseeinsel Usedom für drei Wochen zur Wiege der Musik und der Völkerverständigung. Seit 1994 zelebriert das Usedomer Musikfestival [1] die Geschichten und Kulturen der am baltischen Meer gelegenen Länder Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Norwegen, Polen, Russland und Schweden.

 

Zahlreiche unterschiedliche Veranstaltungsorte und Institutionen bieten während der drei Wochen in September und Oktober ein Podium für das länderübergreifende Musikfestival. Besinnliche Kirchen, eindrucksvolle Schlösser, die Prachtbauten der Bäderarchitektur in den Usedomer Kaiserbädern sowie das Historisch-Technische Museum Peenemünde [2] bilden imposante Kulissen für die eindrucksvollen Konzerte. Mit insgesamt 40 Konzerten und über 18.000 Besuchern war das Usedomer Musikfestival 2022 das erfolgreichste in seiner 29-jährigen Geschichte.[1] [3]

 

Estlands Musiker*innen glänzen beim Usedomer Musikfestival

„Von tausendjähriger Folklore, über klassisch-romantische Sinfoniekonzerte bis hin zu Jazz und Experimentalkunst der Gegenwart, Estland ist musikalisch ein Riese, der mit Vitalität und Vielfalt beeindruckt“[2] [4], so beschreibt Festival-Intendant Thomas Hummel die Eindrücke, die die estnischen Künstler*innen beim Publikum hinterlassen haben. Viele der dargebotenen Stücke behandelten Krisen, welchen sich die estnische Gesellschaft im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte zu stellen hatte, wie beispielsweise die Reformation und die Nachkriegszeit. Viele Musiker*innen arbeiteten mit ihren Stücken aber auch gegenwartsbezogene Herausforderungen auf.

 

Konzerthöhepunkte

 

17.09.2022 – Eröffnungskonzert im Kraftwerk Peenemünde

Für eine bombastische Eröffnung des 29. Usedomer Musikfestivals sorgte am 17.09. das multinationale Baltic Sea Philharmonic Orchester [5] unter der Leitung des aus Estland stammenden Pianisten und Dirigenten Kristjan Järvi [6]. Neben Tschaikowskys „Nussknacker“, und Tänzen von Tubin wurde „The Dream of Tabu-tabu“ dargeboten. Die Komposition stammt aus der Feder der jungen estnischen Harfenistin Liis Jürgens, Mitglied des Baltic Sea Philharmonic. Sie arbeitet darin die Zeit der sowjetischen Besetzung Estlands und das damit verbundene Verbot von Rede- und Meinungsfreiheit auf. Begleitet wurde das Stück von Kristjan Järvi auf einer Schamanentrommel. Ein wahrlich außergewöhnliches Spektakel.

 

Austragungsort des Eröffnungskonzertes war wie jedes Jahr das Kraftwerk des Historisch-Technischen Museums Peenemünde. Im 2. Weltkrieg diente das Gelände als Heeresversuchsanstalt insbesondere für die Luftwaffenentwicklung. Umso bemerkenswerter ist es, wie sehr heute an gerade diesem Ort die Verständigung der Völker gefördert und gelebt wird. Mehr über das Museum und die Gegend um Peenemünde erfahrt ihr hier [7].

 

 

26.09.2022 – Young Concert Artists New York Preisträgerkonzert: Aristo Sham

Pianist Aristo Sham am Flügel
© Geert Maciejewski, Usedomer Musikfestival

 

Die SEETELHOTELS [8] sind seit vielen Jahren aktive Förderer des Usedomer Musikfestivals. Auch in diesem Jahr war es uns daher eine Ehre, unsere Räumlichkeiten für ein ganz herausragendes Konzert zur Verfügung stellen zu dürfen.

Der Hongkonger Pianist Aristo Sham [9], Preisträger des internationalen Musikwettbewerbs Young Concert Artists New York, präsentierte im Festsaal des SEETELHOTEL Esplanade [10] in Heringsdorf ein virtuoses Konzert vor beeindruckter Zuhörerschaft. Sein Repertoire umfasste Werke des estnischen Komponisten Arvo Pärt, die durch eine besondere Schlichtheit und Einfachheit beeindrucken, wie man sie in der so pompösen klassischen Musik sonst nur selten findet. Zusammen mit imposanten Kompositionen von Chopin und Brahms kreierte Aristo Sham ein harmonisches und eindrucksvolles Konzerterlebnis für das begeisterte Publikum.

 

 

28.09. und 29.09.2022 – Usedomer Musikpreisträger Hans Christian Aavik

Violinist und Musikpreisträger Hans Christian Aavik mit seiner Partnerin, Pianistin Karolina Aavik
© Susserdis

 

Mit gleich zwei verschiedenen Konzerten in Karlshagen und Heringsdorf beehrte uns der diesjährige Usedomer Musikpreisträger Hans Christian Aavik [11]. Der junge estnische Violinist „gehört gegenwärtig zu den größten Nachwuchstalenten unter den Geigern Europas. Er beherrscht sein Instrument technisch auf höchstem Niveau und versteht es zugleich, diese Technik in Sprache zu verwandeln. Seine Auftritte sind lebendige Kommunikation in Musik und durch Musik.“[3] [12] Stets von Ehefrau Karolina Aavik [13] am Klavier begleitet, beherrscht Hans Christian Aavik ein äußerst umfangreiches Repertoire, das sowohl zahlreiche klassische als auch kontemporäre Stücke umfasst. Bei den beiden Konzerten im Zuge des Usedomer Musikfestivals präsentierte das Künstler-Duo Kompositionen von Heino Eller, Eduard Tubin, Eduard Oja und Richard Strauss.

 

Hans Christian Aavik wurde schließlich mit dem Usedomer Musikpreis geehrt und erhielt 5000€ Preisgeld von der Oskar und Vera Ritter-Stiftung.

 

 

08.10.2022 – Abschlusskonzert im Kraftwerk Peenemünde

Einen krönenden Abschluss der Konzertreihe bildete das Konzert des NDR Elbphilharmonie Orchesters unter der Leitung des slowakischen Dirigenten Juraj Valčuha [14]. Wie auch das Eröffnungskonzert fand es im Kraftwerk Peenemünde statt. Zum „Gran Finale“ des Usedomer Musikfestivals verzauberte das Orchester die Zuhörerschaft mit Strawinskys Suite „Der Feuervogel“, Ravels „La Valse“ sowie der deutschen Erstaufführung von „Schoß des ungeheuren Lichts“ aus der Feder des estnischen Komponisten Jüri Reinvere [15]. Besonders emotional war überdies die Darbietung von Schostakowitschs Konzert für Violine und Orchester Nr. 2 durch den Violinisten Vadim Gluzman [16]. Es war das erste Mal, dass ein israelischer Musiker in Peenemünde auftrat, dem Ort, an dem während des 2. Weltkriegs unter schwerster Zwangsarbeit Massenvernichtungswaffen entwickelt wurden.

 

Special Guest: Das New York Philharmonic

Es war ein wahres Jahrhundertereignis, das im Mai 2022 früher als üblich die Festivalsaison einleitete: Die Insel Usedom durfte anlässlich des Usedomer Musikfestivals die Weltrangmusiker*innen des legendären New York Philharmonic Orchesters [17] begrüßen. Der Zeitpunkt hätte passender nicht sein können: 20 Jahre Peenemünder Konzerte [18], 80 Jahre Vereinte Nationen und 180 Jahre New York Philharmonic – ein wunderbarer Anlass, um länderüberreifend ein Zeichen zu setzen „für Freiheit, Frieden und Vielfalt“ sowie „der Opfer von Gewalt und Unterdrückung“ zu gedenken.[4] [19]

6 Tage lang verzauberte das New York Philharmonic unter der Leitung von Dirigent Jaap van Zweden [20] das Publikum im Kraftwerk Peenemünde, häufig begleitet von Musiker*innen des auf Usedom gegründeten Baltic Sea Philharmonic. Stargäste wie Pianist Jan Lisiecki [21], Violinistin Anne-Sophie Mutter [22] und Opernsänger Thomas Hampson [23] machten den Auftakt der Konzertreihe zu einem unvergesslichen Erlebnis.

 

 

Ausblick

In der Zeit vom 21.11. – 27.11.2022 präsentiert das Usedomer Musikfestival eine weitere außertourlich Konzertreihe anlässlich der Internationalen Tage Jüdischer Musik [24] „an den schönsten Orten jüdischen Lebens in ganz Deutschland“[5] [25].

 

21.11.2022, 19.30 Uhr, Synagoge Pestalozzistraße – Berlin

Eröffnungskonzert Friedenslichter

 

22.11.2022, 19.30 Uhr, Kaiserbädersaal – Seebad Heringsdorf

Kino-Extra: Song of Names

 

23.11.2022, 19.30 Uhr, Synagoge – Görlitz

LeChaim – Auf das Leben!

 

24.11.2022, 19.30 Uhr, Jüdisches Gemeinde- und Kulturzentrum „Shalom Europa“ – Würzburg

Jüdische Juwelen aus jiddischer Musik

 

27.11.2022, 19.30 Uhr, Archenhold-Sternwarte – Berlin

Abschlusskonzert mit Ilja Richter – „Grunewald im Orient“

 

Zitate & Quellen

[1] [26] https://usedomer-musikfestival.de/wp-content/uploads/221008_UMF_PM_Gesamtbilanz.pdf

[2] [27] https://www.dropbox.com/s/puaw7pmylrr1sgv/220512_UMF_PM_UMF2022-Gesamtprogramm_final.pdf?dl=0

[3] [28] Jan Brachmann, Dramaturg des Konzertes; https://www.instagram.com/p/CjITEGSKeLS/?igshid=YmMyMTA2M2Y=

[4] [29] https://liberty-island-usedom-2022.eu/

[5] [30] https://usedomer-musikfestival.de/ [1] [17.10.2022]